Unsere Philosophie


 

Zur Erklärung der Klassischen Dressur und moderner Dressur zitiere ich einen Text aus Anja Berans Buch: " Aus Respekt " auf dieser Seite ganz unten. Viele Ausbilder der FN behaupten, sie praktizieren "Klassische Dressur". Ich denke , das hier ein Missverständnisse vorliegen. Daher ein Auszug für Interessierte zur Erklärung der Begrifflichkeit am Ende der Seite....
 

ZUR ERKLÄRUNG DER KLASSISCHEN DRESSUR :
 


 

Mir ist es wichtig, einmal den Hintergrund zu dem Begriff " Klassische Dressur " aufzuzeigen. Daher ein bisschen Geschichte der Reiterei für Interessierte und Wissensdurstige Reiter ;-)
 

 

Wir unterscheiden die Klassische Dressur und die Moderne Dressur. 

 

Hat man in Spanien, Portugal und Frankreich schon seit Jahrhunderten stark versammelt und während der Ausbildung extrem mobilisiert, so hat sich der deutsche Turniersport aus der Militärreiterei entwickelt. Hier ging es darum,  jungen Soldaten möglichst schnell zu einem stabilen Sitz zu verhelfen und das Pferd im Heer und in der Abteilung gut kontrollierbar zu machen.

 

Die Campagnereiterei bildete die Grundlage. Höhere Lektionen wurden erst im Laufe der Entwicklung  des Dressursports eingeführt und man hatte die Instrumente, um diese auszubilden, nicht über Generationen so weitergegeben und verinnerlicht wie zum Beispiel in Portugal oder Spanien. Der Dressursport orientierte sich am Kavalleriepferd und nicht am Hohe-Schule-Pferd, deshalb wurde auch das Mass des Vierecks auf 20X60 Meter erweitert.

 

Ein starres Reglement und exaktes reiten nach Punkten und Vorschriften ließ wenig Platz für Kunst und zeitintensive Ausbildung. Meister der Alten Schule wichen pragmatischen Persönlichkeiten des Militärs.

 

Das verursachte in Deutschland den Übergang von der Klassischen Reitkunst hin zur praktischen, vielseitigen Gebrauchsreiterei, die mehr vorwärts gerichtet war. Die Leichtigkeit ging auf Kosten der Genauigkeit.

 

Hier möchte ich den  weit gereisten James Filis zitieren, der zur Schwelle des 20. Jahrhunderts voll des Lobes über die deutsche Kavallerie war:

 

 

„ Den Pferden mangelt es an Feinheit und besonders an Geschmeidigkeit. Besonders bemerkenswert ist der völlige Mangel jener koordinierten Bewegungen, mit denen der Reiter sein Pferd versammelt und leicht macht. Der Grund für die Inferiorität der deutschen Reiterei  in Bezug auf die Hohe Schule liegt im Fehlen eines hervorragenden Reiters. Es gab einmal einen, Steinbrecht mit Namen, deren Beispiel man jedoch nicht folgte.“
 

 

 

 

In der französischen Reiterei wird das Pferd über das Maul ausgebildet, in der deutschen über das Genick. Daher erscheint die deutsche Reiterei neben der französischen  so steif und hart. Das Maul ist ein Klavier, das Genick eine Orgel. Ein Pferd, das über das Maul ausgebildet wird, geht am seidenen Faden, eines das über Kopf und  Genick ausgebildet ist, erfordert angespannte Zügel und ebenso angespannte Arme. Somit basiert die erstere Reitweise auf Feinheit, die zweite auf Kraft. 

 

Diese Worte stellen sehr genau den Unterschied zwischen der alten, klassischen Dressur und der modernen, wettkampfmäßigen, auch neo-klassische Dressur genannt, dar.

 

Zu diesem Thema schrieb General Decarpentry( 1878-1956 ), der große Ecuyer von Saumur, 1949 folgende Sätze: „obwohl die germanische Schule die Methode des Meisters ( Guérinière ), der nicht von ihrem Geblüt war, oder vielmehr deren Weiterentwicklung bewahrte, setzte sie seine Theorien nicht ohne einige Abwandlungen in die Praxis um.“

 

„ohne direkte Härte anzuwenden, bestanden die Meister der germanischen Schule allzu oft darauf, Kräften des Widerstands bei ihren Pferden direkt zu begegnen, anstatt sie geschickt zu umgehen.“

 

 

„ Sie forderten nicht nur Unterwerfung, sondern bedingungslose Kapitulation des Pferdes, statt sich um dessen Mitarbeit zu bei der Perfektion der gemeinsamen Aufgabe zu bemühen.“
 

 

 

 

Sicherlich hat sich, so meine ich die Grundeinstellung zum Pferd in Deutschland stark gewandelt, sieht doch heute die überwiegende Anzahl der Reiter ihre Pferde als Freizeitpartner an. Außerdem ist es eher so, dass die modernen Ausbilder versuchen, mit dem Pferd zu arbeiten und es nicht streng unterwerfen möchten, dennoch ist jedes Land und jede Generation von seiner Geschichte beeinflusst und so kommt es, das Nachwehen dieser militärisch geprägten Ära immer noch in unseren Reitschulen geprägt sind.

 

 

 

Verloren gegangenes Wissen über die Reitkunst allgemein und das Versammeln von Pferden im Besonderen müssen wir heute daher mühsam wieder aufarbeiten. Daher sollten wir uns wieder in unser Gedächtnis rufen, was General Decarpentry  1949 über die germanischen Reitschulen schrieb: 

 

„Sie legten bei der Haltung und Bewegungen des Pferdes mehr Wert auf die Exaktheit der Ausführung, als auf die freudige Leichtigkeit.

 

( Aus Sylvia Loch „ Reitkunst im Wandel“ S.112, Franckh-Kosmos Verlag)

 

Decarpentry bezeichnete die gerittenen deutschen Pferde als „ verkrampft und manchmal stumpf und „ von eher  mechanischer Exaktheit als Lebendigkeit“.  Wir sollten uns also mit der Vergangenheit und Tradition vertraut machen, um schließlich zu erkennen, das es zwei Arten von Dressur gibt: die Klassische und die Moderne.

 

Die klassische Art der Pferdeausbildung hat immer versucht, sich an der Natur des Pferdes zu orientieren. Klassisch kann also in diesem Fall mit dem Wort „natürlich“ gleichgesetzt werden.

 

Wir sollten uns vor dem Hochmut hüten, der uns aufgrund jahrelanger deutscher Medallienerfolge glauben macht, wir hätten das einzig wahre System der Dressurausbildung errungen und müssten daher nicht über den Tellerrand  hinausschauen.

 

Tatsache ist, das wir ein perfektes System erarbeitet haben, welches mit bestimmten Pferden grandiose Erfolge bringt und das zu unserer von Fleiß und Disziplin geprägten Mentalität passt. Aber wir sollten die Geschichte nicht ignorieren und uns bewusst machen, das es auch heute noch eine andere Art von Dressur gibt. Eine, die nicht im Licht der Öffentlichkeit glänzt und keine Sponsoren anzieht, sondern im reinsten Sinne der Kunst von Menschen betrieben wird, die sich mit all ihrer Liebe und Passion verschrieben haben und dadurch ein Kulturgut vor dem Aussterben bewahren. Eine Dressur , die im Abseits leuchtet und an raren Stätten gepflegt wird.

 

Doch es könnte sein, das gerade in einer Zeit, in der wir versuchen, zu den Traditionen zurückzukehren,wo Altes und Historisches neuerdings als „trendy“ und uns der Wohlstand wieder Muße für die Kunst erlaubt, die klassische Dressur eine Renaissance erleben kann.

 

Auch, oder weil es nicht darum geht, in aller Öffentlichkeit Titel oder Schleifen zu erringen, sondern weil sie uns in aller Stille, durch die Konzentration auf ein Mitgeschöpf, Besinnung auf uns selbst gestattet und uns letztlich zu wahren Werten zurückführt.

 

( Aus dem Buch von Anja Beran „Aus Respekt“  S.107, S.108, S.109 Wuwei Verlag )

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